In den eigenen Gedanken nimmt man kein Blatt vor den Mund − deswegen schrecken die Akteure in den beiden Erzählungen, die unter dem Buchtitel Exit Schattenkopf erschienen sind, auch nicht davor zurück, in ihren inneren Monologen düsteren Gedankengängen nachzuhängen, verwenden mit Vorliebe Kraftausdrücke und reden Dirty Talk mit sich selbst. Sie sind auf der Suche: Nach dem Licht am Ende des Tunnels und vor allem nach sich selbst. Anja Di Bartolomeo reiht sich mit ihrer ersten Buchveröffentlichung in die Bewegung der Trash-Literatur ein.
Leslie X ist ein schonungsloser Einblick in die bizarre Gedankenwelt der namenlosen Protagonistin, eine besessene Suche nach einer Person die es gibt oder auch nicht gibt. Es ist ein Karussell, das schneller, immer schneller dreht bis am Ende alles in sich zusammenstürzt. Eine rasante Fahrt durch das Innenleben einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat. Sie ist abstoßend, verdreht, unbegreiflich. Man kapiert sie nicht, aber liest weiter, weil man alles wissen will und hofft, irgendwann zu verstehen. Bis ins kleinste Detail verbildlicht die Autorin in der Form eines inneren Monologs alles, was die weibliche Hauptdarstellerin auf ihrer krampfhaften Suche sieht, empfindet, lebt und erlebt. Am Ende nimmt die Geschichte eine unerwartete, krasse Wendung. Ein grausames Puzzle fügt sich zusammen.
In Exit Schattenkopf, der zweiten Erzählung im Buch versucht der skrupellose Protagonist die eigene Leere aufzufüllen, indem er die Gefühle und Schicksale anderer aufsaugt. Er ist gefangen in seiner Sucht nach Empfindungen, die er nur verspüren kann, indem er sich als Voyeur in die Leben anderer einschleicht. Immer wieder versucht er seiner Besessenheit entkommen, treibt aber zunehmends in einer bizarren Brühe aus Wirklichkeit und Halluzination und steuert unentwegt auf sein eigenes, unvermeidliches Ende zu. Realistisch, roh und schockierend beschreibt die Autorin die letzte Nacht eines gefallenen «Freaks».
