Roman von Roland Meyer
nominéiert fir de Lëtzebuerger Buchpräis 2018
Roland Meyer, der Autor, der die letzten Jahre ganz überzeugende Bücher in luxemburgischer Sprache (Muedebëtzeg, Roughmix, Zikelalarm I an II, Tel Mo u.a.) schrieb, kommt nun mit einem neuen, ziemlich umfangreichen Buch in deutscher Sprache.
Dennoch bleibt es ein Luxemburger Roman, obschon die Protagonisten zwischen der hektischen Metropole Berlin und der Abgeschiedenheit des Luxemburger Nordens hin und her pendeln, und so kontrastiert die hippe, grelle, alternative Szene Kreuzbergs mit dem konservativen, bürgerlichen Milieu von Luxemburg-Stadt.
Greg Wiesinger lebt in Berlin und ist Firmenberater, er hat nach langen Jahren als Kulturagent nun seine eigene Firma gegründet. Er wird nach Luxemburg gerufen, um das Tourismusministerium bei der Entwicklung des sogenannten „Nation Brandings” zu begleiten.
Hier lernt er die hohe Ministerialbeamtin Nora Zeimes kennen und verliebt sich in sie. Auch Nora möchte ihr Leben ändern, sie kündigt ihre Stelle und zieht aufs Land, in das abgelegene Haus des Luxemburger Autors und Lebenskünstlers Jempi Nosbusch, der, schwerkrank, sich vor kurzer Zeit das Leben genommen hat.
Hier trifft sie auf den jungen Tim, der dem kranken Schriftsteller auf dessen letzten Tagen zur Seite stand und bei der Gartenarbeit geholfen hat. Doch auch Tim sucht nach neuen Wegen; er zieht nach Deutschland und arbeitet dort auf einem Bauernhof, wo alternative Anbau-, Vermarktungs- und Lebensformen ausprobiert werden.
Hannah, Gregs Ehefrau, ist freischaffende Künstlerin, die vor allem in kaum oder schlecht bezahlten pädagogischen Kunstprojekten in Berliner Schulen arbeitet und so finanziell abhängig von ihrem Mann ist. Sie sehnt sich nach sozialer Anerkennung, ist bereit, vieles dafür in Kauf zu nehmen, muss allerdings damit leben, dass Greg sie immer wieder mit anderen Frauen betrügt. Ein sexuelles Abenteuer ihres Mannes mit einer Ex-Kollegin bringt das prekäre Gleichgewicht ihrer Beziehung zum Kippen und stellt die Lebensmodelle der Protagonisten in Frage.
Die Figuren in Roland Meyers neuem Roman Wenn immer alles so einfach wäre versuchen dem Hamsterrad der beständigen Selbst-Optimierung, der immer weiter zunehmenden Anforderungen der Konsumgesellschaft zu entkommen, indem sie reduzieren – „weniger ist mehr” –, indem sie aussteigen, sich zurückziehen, indem sie alles scheinbar Überflüssige abstrahieren.
Das wäre wohl nichts Besonderes, wenn Roland Meyer nicht durch seine multiperspektivische Erzählweise eine Spannung aufbauen würde, die den Leser immer weiter fesselt. Schon in der ersten Zeile des Romans schreibt der Schriftsteller Nosbusch wie ein Orakel: „Wenn sie dich freilassen, wirst du mich töten.” Und auf der folgenden Seite betritt der junge Kriminalist Jean-Marie den Tatort nach einem grausamen Mord. Die Spannungskurve steigt an und der Leser weiß nicht, wer Opfer und Täter sind. Aber ein Kriminalroman ist Wenn immer alles so einfach wäre doch nicht!